Bischofstreffen und Alexifest in St. Pongratzen am 16.07.2023
Gedanken eines Pongratzen-Pilgers
Alexitag – traditioneller Festtag verbunden mit dem Treffen der Bischöfe der Diözesen Graz-Seckau und Maribor-Lavant. Am Weg zur Kirche und beim Warten auf den Gottesdienst in der kühlen Kirche gehen mir einige Gedanken durch den Kopf.
Was hat die Menschen schon vor vielen Jahren bewogen, auf markanten Höhen ihrer Heimat Kirchen zu erbauen ? Es gab ja schon die eine oder andere Kirche in der leichter zugänglichen Ebene . War es das Gefühl, auf den Bergen Gott näher zu sein, war es das Sehnen, den täglichen Sorgen und Mühen in die Höhe zu entfliehen und eine gewisse Freiheit zugeniessen ?
Jedenfalls wurden unter größten Mühen gebaut, im ganzen Land, ja überall in Europa, leuchten grössere und grössere und kleinere Kirchen von den Bergen. Man denke nur an den Transport der Baumaterialien dorthin.
Ich denke hier vor allem an die Bergkirchen in unserer engeren Heimat, Heiligen Geist/Sv. Duh bei Leutschach, St.Pongratzen/Sv. Pankracij bei Oberhaag, St. Anton/Bachholz/Radlpass, St.Leonhard/St.Lorenzen und St.Urban/Sv.Urban in Soboth/Laaken. Eine Besonderheit bei diesen Kirchen ist der Umstand, dass sie im zweisprachigem Gebiet erbaut wurden.
Nun traf man sich hier über Jahrhunderte zum Gebet, die Gläubigen brachten ihre Anliegen voll Vertrauen Gott und dem jeweiligen Heiligen dar. Dass man sich hiebei beider Sprachen bediente war damals selbstverständlich und kein Tabu. Auch etwas Anderes war der Hintergrund: man konnte Nachbarn und Freunde treffen und auf dem Weg noch Verwandte besuchen. Der spätere Dr.und Prof. Anton Šantel beschreibt in seiner Biografie, welche Eindrücke er als siebenjähriger Knabe hatte, als er seine Mutter auf der siebenstündigen Wallfahrt von Grosswalz nach Pongratzen begleitete.
Die Grenzziehung , welche Österreich als Ergebnis der Friedensverhandlung von St.Germain in Jahr 1919 diktiert wurde, brachte einen Einschnitt in das Leben der Gläubigen in diesem Gebiet. Verschiedene administrative Vorschriften haben die Besuche der Kirchen und Feier aber nicht gänzlich unterbinden können.
Zur Katastrophe kam es dann in den Jahren 1944/45. Die Gegend war zum Kampfgebiet geworden.
Im Gebiet des vormaligen Jugoslawien haben sich Frauen und Männer zum Kampf für die Befreiung ihrer Heimat zusammengefunden, die Kampfhandlungen haben auch auf das vormalig österreichische Gebiet übergegriffen, die Gottesdienste wurden grossteils eingestellt. Manche Menschen brauchten aber auch in dieser Zeit einen geistigen Halt : aus verschiedenen Berichten ist überliefert, dass z. B. in Sv. Duh oder in Kirchen auf der Koralpe von mutigen Priestern die Christmette gefeiert wurde. Ein Teil der Partisanen hat Wache gehalten,damit ihre Kameraden ungestört die heilige Messe feiern konnten, Hatte der Eine oder die Andere schon eine dunkle Ahnung vom Kommenden ?
Der Krieg ging vorüber, in den Wäldern und Kirchen auf den Höhen herrschte Totenstille – Friedhofsruhe. In manchen Gesellschaftsschichten war man vom Gedanken inspiriert, ohne Glauben ein besseres Leben gestalten zu können.
Der heilige Geist hat aber nicht geruht – in den Köpfen der Menschen keimten Gedanken und Sehnsüchte , das Gewohnte wieder einzuführen. Weit vorausdenkende Gläubige und Priester, kirchliche und staaatliche Behörden beider Staaten haben sich zusammengefunden, um die
Kirchen zu renovieren und das geistliche Leben neu zu gestalten.
So stehen wir heute vor dem, was in den letzten 60 Jahren geschaffen wurde. Aufmerksame Kirchenbesucher werden festgestellt haben, dass der Besuch der Gottesdienste an den Festtagen schon merklich zurückgegangen ist. Wir wollen aber hoffen, dass nach einem Tief wieder ein Hoch kommt.